Schaukelwanderung und philosophische Gedanken zum Schaukeln beim „Perspectival“

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„Perspectival“ – Nein, das ist kein Schreibfehler sondern der Name eines Festivals, das zu Perspektivwechseln einlädt. [Aus]Grenzen war das Motto der Veranstaltung in Damüls (Österreich), die vom 13.-16. Juli mit einem kulturellen Rahmen Raum für Workshops, Begegnungen, Diskussionen und Ausstellungsinhalte bot. Dabei vielfältig eingebunden: Das Thema Schaukeln. 

Wilhelm Schmid liest schaukelnd aus seinem Buch
Kopfüber auf einer Panoramaschaukel mit Bergkulisse
Schaukeln über einer Bodenprojektion (von Nezaket Ekici)
Wandergruppe mit Hund

Die Schaukel als passendes Narrativ

[Grenz]Öffnung, Spiel[Grenzen], [Grenz]Erfahrung. Was diese Themen mit dem Schaukeln zu tun haben, wird erst auf den zweiten Blick ersichtlich: Grenzen öffnen sich erst dann, wenn wir uns innerlich öffnen für das, was anders oder fremd ist. Freies Spiel hat seine Grenzen, wenn wir es kontrollieren wollen oder bestimmte Menschen dabei ausschließen. Erfahrungen können uns an unsere Grenzen bringen, wenn wir unsere Komfortzone verlassen und etwas Neues, Herausforderndes tun. Und was diese drei Themen gemeinsam haben, ist die Notwendigkeit eines Perspektivwechsels, der Empathie für andere Sichtweisen, Verhaltensweisen und Bedingungen ermöglicht.

Beim Perspektivwechsel lösen wir Grenzen auf. Ein Perspektivwechsel ist auch ein Akt des Spielens. Und wenn wir Grenzerfahrungen machen, erweitert sich unsere Perspektive.

Welche Tätigkeit könnte das alles besser zum Ausdruck bringen als das Schaukeln? Das Hin und Her, das Auf und Ab, der ständige Wechsel der Perspektive, wenn wir die Welt von oben sehen, uns den Objekten der Umgebung nähern und uns wieder entfernen – dieses Spiel, diese Erfahrung, diese Öffnung der Gedanken und Ausblicke kann so einiges in uns bewegen. 

Schaukeln ist hier Programm

Wie passend also, dass das Veranstaltungsprogramm des 1. Perspectivals der „17peaks“ die Schaukel auf vielfältige Weise eingebunden hat. Eine Schaukelwanderung führte zu zwei der Panorama-Schaukeln der Region, die von den Schaukel-Machern von Hutschn umgesetzt wurden. Die Berliner Performance Künstlerin Nezaket Ekici dokumentierte audiovisuell ihre Gedanken, Eindrücke und Gefühle entlang des Schaukelwanderweges, welche nun als Projektion in der kleinen Ausstellung im FIS-Museum Damüls zu sehen sind. 

Eröffnet wurde die Ausstellung mit einer Lesung des deutschen Philosophen Wilhelm Schmid (schaukelnd natürlich), der kürzlich sein Buch „Schaukeln – die kleine Kunst der Lebensfreude“ herausbrachte. Alte Fotografien aus dem Bildband „Frauen, die schaukeln“ von Claudia Grabowski bespielen die Wände der Ausstellungsräume. Ein Bildschirm zeigt internationale Schaukel-Interventionen, die gesellschaftliche und kulturelle Themen aufgreifen.

Ein digitaler Bilderrahmen erzeugt ein Spiegelbild von der davor schaukelnden Person und transformiert deren Gesichtszüge beim Vor- und Zurückschaukeln jeweils von jung zu alt.

Die Ausstellung regt dazu an, über Beschleunigung und Entschleunigung zu reflektieren, über die Grenzen, an die wir stoßen und die Frage, wie wir ein entspannteres, weniger getriebenes Leben führen können. Da darf natürlich auch ChatGPT nicht fehlen. In der Ausstellung konnte man einen Dialog mit der Künstlichen Intelligenz führen. Ich habe sie gefragt, ob sie selbst schon einmal geschaukelt ist. Die KI antwortete: „Ich bin noch nie geschaukelt, aber kann mir vorstellen, dass es eine tolle Erfahrung ist. Ich bin froh, dass du es magst :-)“.  Tja, da kann einem die KI ja glatt ein wenig leid tun. Und ich bin froh, Mensch zu sein und damit nicht nur wissen sondern auch fühlen und erleben zu können.

Hoch schaukeln mit Bergblick

Ein Treffpunkt für die Schaukel-Szene. 

Ja, es gibt tatsächlich mittlerweile so etwas wie eine Schaukel Szene, die sich in den letzten Jahren vor allem in Deutschland, Österreich und der Schweiz entwickelt hat. Denn zeitgleich haben sich mehrere Personen mit dem Schaukeln beschäftigt, seinen philosophischen, kulturellen, gesellschaftlichen und gesundheitlichen Wert erkannt und angefangen, Schaukeln fernab des Kinderspielplatzes in Veranstaltungen, Projekten und neuen Kontexten einzubinden und auch für Erwachsene erlebbar zu machen. Das Perspectival in Damüls wurde somit ein wenig zu einem kleinen, ungeplanten Schaukel-Szene Treff, bei dem ich Gelegenheit hatte, mich mit Andreas und Matthias von Hutschn, Wilhelm Schmid, Claudia Grabowski und anderen Schaukelbegeisterten auszutauschen. Mit einigen von ihnen konnte ich alte Dialoge von vorigen Treffen wieder aufnehmen, andere habe ich neu kennengelernt. Glücklich gestimmt haben mich alle der Begegnungen, denn es ist schön und bestärkend, Leidenschaften, Ansichten und Visionen zu teilen oder eben auch durch den Austausch die eigene Perspektive zu erweitern. 

Eröffnungsrede der Schaukelausstellung
Angeregter Austausch bei der Ausstellungseröffnung

Du würdest auch gerne das Thema Schaukeln in deine Veranstaltung, Ausstellung, Projekte oder sonstiges Vorhaben mit einbinden?

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